Titel: | Somerset – Sehnsucht und Skandal (Somerset Chronicles #1) |
Autorin: | Emma Hunter |
Format: | Taschenbuch |
Preis: | 11,00 € |
Seitenzahl: | 560 Seiten |
Verlag: | Penguin Verlag |
ISBN: | 978-3-328-10880-1 |
Bewertung: | 3 Sterne |
Rezensionsexemplar
Inhalt
Nach einer sehr leidenschaftlichen aber verbotenen Liebesnacht mit einem Offizier ist der tugendhafte Ruf der jungen Adligen Isabella Woodford in Gefahr. Für sie zählt nur noch eines: den Skandal irgendwie Geheim zu halten und schnellstmöglich einen reichen Mann zu heiraten. Deshalb mietet Isabella sich bei ihrer Tante in Bath ein, wo rauschende Feste der High Society gefeiert werden. Gerade als sie einen Verehrer gefunden hat trifft sie auf den unnahbaren Tuchhändler Alexander. Er bringt etwas in Isabella zum Schwingen und doch will er niemals heiraten. Doch dann taucht der Offizier wieder auf und will Isabella mit seinem Wissen erpressen. Nun muss Isabella sich entscheiden: ist ihr Ruf wichtiger als die Liebe?
In einer für mich aktuell sehr stressigen, anstrengenden und vor allem arbeitsreichen Zeit ist es eine wahre Wohltat in eine Welt voller Prunk, Liebe und wohliger Atmosphäre einzutauchen. Die Bridgerton Romane habe ich beinahe alle komplett durchgelesen und mit „Somerset“ habe ich ein ähnliches Gefühl gesucht. Diese wohlige Decke voller Wärme, Glück, Liebe aber irgendwie auch Witz. Vielleicht hatte ich einfach zu hohe Erwartungen oder einfach die Falschen. Weil so ganz konnte mich „Somerset“ nicht abholen.
Emma Hunter hat einen angenehmen Schreibstil, der leicht zu lesen ist. Es ist mir nicht schwer gefallen an dem Buch dran zu bleiben, weil sie es mir mit ihrer Art zu Erzählen auch sehr leicht gemacht hat. Auch die Charaktere haben mir zum großen Teil gefallen und auch hier kann ich sagen, dass ich ihnen sehr gerne gefolgt bin.
Isabella ist eine junge, sehr aufgeweckte und wissbegierige Frau, die, etwas untypisch für ihre Zeit, großes Interesse an der Medizin hat. Sie will eigentlich von Herzen gerne Ärztin werden, was aber die Gesellschaft niemals zulassen würde. Ihr bleibt also jede Chance verwehrt ihren Traum wirklich zu leben. Es ist nicht so, dass Isabella sich deshalb unterkriegen lässt, sie bleibt sich selbst weitgehend treu. Doch sie lässt sich vielleicht aufgrund dieser „Gefangenheit“ in einer Gesellschaft, die ihre Freiheit einschränkt, zu einem „Fehltritt“ hinreißen, der ihren Ruf komplett zerstören würde und ihre Stellung in der Gesellschaft gefährdet. Auf der einen Seite möchte Isabella nun alles tun, um schnellstmöglich einen reichen Mann zu heiraten, um ihren Ruf und der ihrer Familie zu retten, auf der anderen Seite denke ich, macht sie das nicht nur aus selbstlosen Zwecken. Die Annehmlichkeiten der High Society geben Isabella sehr viel mehr Möglichkeiten, als ein Leben ohne den Schutz der Gesellschaft. Sie kann sich vieles leisten, was junge Frauen einer unteren Schicht, nicht einmal zu träumen wagen. Ich schätze sie also nicht ganz so selbstlos ein, wie es manchmal durchscheint.
Aufgrund ihres Fehltritts landet Isabella bei ihrer Tante in Bath, um bei rauschenden Festen einen Mann zu finden, der reich genug ist und schnell heiraten will. Dort lernt sie den Tuchhändler Alexander kennen, der ihr Herz höher schlagen lässt. Jedoch gibt es da ein Problem: Alexander will niemals heiraten.
Alexander war, wie es das Klischee ja eigentlich fast schon verlangt, zunächst sehr unnahbar und mürrisch. Er lebt für seine Arbeit, denn er hat sich sein Geschäft aus dem Nichts aufgebaut und wurde dadurch reich. Deshalb schafft er es auch nicht, sich zurückzulehnen, sondern hält an der ganzen Arbeit fest. Als Isabella in sein Leben tritt will er sich weiterhin verschließen, denn in der Vergangenheit hatte er mit etwas zu kämpfen, dass es ihm sehr schwer fällt, sich auf sie einzulassen. Doch, natürlich, schafft sie es, langsam zu ihm durchzudringen.
Diese Situation ändert sich aber im Verlauf des Buches ein bisschen, denn weder Isabella noch Alexander gelingt es, richtig miteinander zu sprechen. Sie treffen teilweise unfassbar naive, fast schon dumme, Entscheidungen, die unnötige Streitereien hervorrufen, die durch ein einzelnes klärendes Gespräch aus dem Weg geräumt wären.
Als dann auch noch der Offizier auftaucht, um Isabella mit dem Skandal zu erpressen, wird die Handlung deutlich spannender aber auch etwas düsterer. Man weiß nicht, worauf es hinauslaufen wird und will natürlich wissen, wie dann alles aufgelöst wird.
„Somerset“ war nicht einfach ein Wohlfühl-Roman, bei dem man den Kopf ausschalten kann und sich in eine wohlige Atmosphäre hineinträumt. Es werden Themen wie Gerechtigkeit, Frauen in der Politik und grundsätzlich die Rechte der Frauen in dieser Zeit angesprochen. Gerade Rebecca, die sich sehr für die Frauenrechte einsetzt, hat diese Themen verkörpert und gleichzeitig natürlich Hoffnungen auf die weiteren Teile der Reihe aufgemacht. Es war mir teilweise dann etwas zu viel, weil zum Teil einfach die Zeit fehlte, sich intensiver damit auseinander zu setzen. Deshalb wünsche ich mir, für die weiteren Teile, eine ausführlichere Thematisierung. Es hätte auch diese wohlige Atmosphäre ausgereicht, um mich zu beschäftigen und hätte der Geschichte vielleicht auch besser getan, als noch ein wichtiges Thema on top zu packen. Es war einfach irgendwann zu viel, fast schon überladen. Auch das Ende war nicht ganz so meins, weil plötzlich alles sehr schnell und rasant ging und am Schluss war ich doch etwas frustriert, was wirklich sehr schade war.
Fazit
Alles in allem war „Somerset“ nicht ganz das, was ich mir vorgestellt habe und doch sehr unterhaltsam. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, die Kulisse super beschrieben und die Erzählweise von Emma Hunter hat mich sehr eingenommen. Die Charaktere haben Ecken und Kanten, haben meine Nerven zum Teil aber doch sehr strapaziert. Die Handlung konnte mich Großteils abholen, war mir aber an manchen Stellen einfach zu viel. Der Fokus hat ab der Mitte etwas gefehlt, was ich gerade am Ende zu, als etwas überladen wahrgenommen habe. Wer einen Roman im „Bridgerton“-Style sucht, der ist hier nicht genau richtig aufgehoben, auch wenn das Setting sehr ähnlich ist. „Somerset“ vermittelt eben nicht diese wohlige Atmosphäre, sondern bietet eine größere Vielfalt an Themen, die vermutlich in den weiteren Bänden noch aufgegriffen werden.