[Rezension] Glaube mir | Alice Feeney

Titel:Glaube mir
Autorin:Alice Feeney
Übersetzerin:Karen Witthuhn
Format:Taschenbuch
Preis:12,00
Seitenzahl:400 Seiten
Verlag:Rowohlt Verlag
ISBN:978-3-499-00531-2
Bewertung:5 Sterne

Rezensionsexemplar

Inhalt

Um Moderatorin des BBC-Mittagsmagazins zu werden hat Anna hart gearbeitet, ihre Freunde und Familie vernachlässigt, vor allem Jack, der mittlerweile ihr Exmann ist. Doch nun ist sie am Ziel ihrer Träume, denn sie hat alles, was sie immer wollte. Als in Blackdown ein Mord geschieht und Anna darüber berichten soll, ist sie unsicher. In dieser Kleinstadt ist sie aufgewachsen und das Opfer ist Anna wohlbekannt.

DCI Jack Harper war sich sicher, dass er Blackdown für immer den Rücken gekehrt hat. Doch nun arbeitet er genau dort. Als die Leiche einer Frau gefunden wird, beschließt er kurzerhand zu verschweigen, dass er das Opfer sehr gut kannte: sie war seine Geliebte. Bis zu dem Moment, als er in seiner eigenen Mordermittlung zum Verdächtigen wird.


Es ist schon länger her, dass ich einen richtigen Thriller gelesen habe. „Glaube mir“ von Alice Feeney ist in jedem Fall zur rechten Zeit gekommen. Von der Autorin habe ich noch nichts gelesen aber schon sehr viel Gutes gehört aus diesem Grund habe ich auch die Rezensionsanfrage angenommen. Das Buch klang vielversprechend und ich muss sagen, dass es meine Erwartungen tatsächlich übertroffen hat.

Das Buch ist größtenteils aus zwei Sichtweisen geschrieben: „Sie“ und „Er“. Ab und zu dürfen wir Leser*innen aber auch in den Kopf einer dritten Person schauen, von der wir aber nichts weiter wissen. Diese Aufteilung finde ich immer spannend und in diesem Buch eben auch besonders wichtig.
Anna ist eine ehrgeizige Journalistin, die nie etwas anderes sein wollte als Moderatorin bei BBC. Und das war sie auch zwei Jahre lang. Dabei ist nicht nur ihre Ehe zerbrochen, sondern sie auch zu einer Alkoholikerin geworden, die ihre Sucht aber gut verbergen kann. In der Vergangenheit musste Anna mit einem schlimmen Schicksalsschlag zurecht kommen, der vermutlich auch mit ein Auslöser war, dass ihre Ehe mit Jack scheiterte.
Direkt zu Beginn der Geschichte taucht die alte Moderatorin von BBC wieder auf, die mittlerweile zwei Kinder bekommen hat und sich jetzt wieder dafür bereit sieht, zu arbeiten. Für Anna bricht eine Welt zusammen, denn ihre Arbeit war alles, was sie noch hatte. Als sie dann auch noch nach Blackdown geschickt wird, um über einen Mord zu berichten, will sie erst ablehnen. Doch wenn sie ihren Job nicht verlieren will, bleibt Anna nichts anderes übrig und letzten Endes stellt sich die Entwicklung doch noch als etwas Gutes heraus: die Tote ist Anna wohlbekannt und es scheint sehr viel mehr hinter dem Mord zu stecken, als gedacht.

Anna ist eine ehrgeizige Frau, die auf den ersten Blick sehr skrupellos wirkt. Sie möchte ihren Job behalten, eigentlich auch wieder zurückbekommen und dafür ist sie bereit so einiges auf sich zu nehmen. Ihre Verbindungen zu Blackdown helfen ihr sehr, was den Mordfall angeht, denn sie kennt sich aus, weiß wer das Opfer gewesen ist und kann so als erste Journalistin von den Entwicklungen berichten. Sie versteht etwas von ihrem Handwerk und das gefällt Jack Harper so gar nicht.
Doch die äußere Fassade beginnt recht schnell zu bröckeln, denn Anna wird mit einer Vergangenheit konfrontiert, an die sie lieber nicht zurückdenken möchte. Diese Rückblenden zeichnen ein ganz anderes Bild von ihr und ihrer Jugend, als das, was man sich so ausmalt, wenn man sie sich vorstellt.

Gerade das hat die Handlung so spannend gemacht. Es ist nie klar gewesen, was geschehen ist und wie. Man stellt sich unablässig die Frage, ob Anna vielleicht selbst in den Mord verwickelt ist, denn allen Anschein nach, hatte sie einen Grund dazu. Ist sie vielleicht eine unzuverlässige Erzählerin, die wichtige Stellen auslässt? Die uns Leser*innen auf eine falsche Fährte führen will? Oder sind das alles nur Zufälle, die ausgerechnet darauf hindeuten, dass Anna etwas mit dem Mord zu tun haben könnte?
So vieles ist mir während des Lesens durch den Kopf gegangen. Auf die meisten Fragen habe ich zu Beginn keine Antwort bekommen. Gerade was den bzw. die Mörder*in anging hatte ich einige Theorien, war mir aber nie zu hundert Prozent sicher.

Genau so geht es auch Jack Harper, der an diesem Mordfall ermittelt. Gemeinsam mit seiner jungen Kollegin ist er einer der ersten am Tatort. Doch als er das Opfer sieht und erkennt, wer da tot am Boden liegt, kostet es ihn so einiges an Kraft, sich nicht zu verraten. Jack hatte eine Affäre mit dem Opfer, doch das will er vor seinen Kollegen geheim halten.
Gerade dieses Verhalten hat mich von Anfang an stutzig gemacht. Natürlich, hätte er zugegeben, dass sie eine Affäre hatten, dann wäre er vermutlich von dem Fall abgezogen worden. Doch ist das der einzige Grund? Oder steckt da vielleicht mehr dahinter? War er der letzte, der die Tote lebend gesehen hat? Hat er vielleicht etwas damit zu tun? Aber welchen Grund hätte er gehabt, diese Frau zu töten? Was steckt hinter Jack?
Als Charakter ist er eher etwas einfacher gestrickt. Ein Mann mittleren Alters, der denkt er hätte die besten Jahre bereits hinter sich, noch immer nach Bestätigung sucht und letztlich seiner Exfrau nachtrauert. Das, was sie einst verbunden hat, scheint noch immer irgendwo da zu sein, doch keiner der beiden kann es wirklich greifen. Der Mord an seiner Geliebten lässt Jack nicht kalt. Auch wenn er für sie nicht wirklich viel empfunden hat, so bringt ihn das aus dem Konzept. Vor allem, als ihm Dinge auffallen, die ganz eindeutig auf ihn selbst hinweisen.
Auch hier habe ich mir die Frage gestellt: ist er vielleicht der unzuverlässige Erzähler? Ist er derjenige, der mich als Leserin hinters Licht führen will und es sogar schafft? Was verheimlicht Jack sonst noch? Sein Verhalten ist im Buch, ähnlich wie das von Anna, fast ausschließlich verdächtig. Er verstrickt sich in seltsame Geschichten, scheint von einem Fettnäpfchen ins andere zu treten und der oder die Mörder*in läuft weiterhin frei herum. Doch was, wenn er es tatsächlich war?

Auch bei Jack war ich mir von Beginn an unsicher. Hat er etwas zu verbergen und wenn ja, was ist es genau? Könnte er mehr wissen, als er zugibt? Wieso rückt er nicht mit der Sprache heraus, wenn ihm das doch eigentlich helfen könnte? Es sind etliche Fragen gewesen, die mir durch den Kopf gerauscht sind, während die Handlung rasend schnell voranschritt. Die Spannung war fast greifbar und gegen Ende konnte ich das Buch dann nicht mehr weglegen. Ich wollte wissen wie es ausgeht, wer der/die Mörder*in ist. Doch das Verwirrspiel hat unfassbar lange angehalten und es hat mir wirklich eine unglaubliche Freude bereitet. Einige Rätsel habe ich selbst lösen können, doch das große Finale konnte ich in dieser Art und Weise nicht vorhersehen, was ich einfach großartig fand.

Fazit

„Glaube mir“ ist ein spannungsgeladener Thriller, der zum mitfiebern und ermitteln anregt. Man stellt sich als Leser*in tausende Fragen, versucht selbst irgendwelche Schlüsse zu ziehen und hat im Prinzip jede einzelne Person in Verdacht, die in der Geschichte vorkommt. Das Buch ist bis zur letzten Seite spannend, auch wenn es an manchen Stellen unglaublich brutal und grausam war. Die Autorin hat es geschafft die Fäden geschickt zusammen zu führen und noch etliche Wege hinzuzufügen. Sie hat überall Brotkrumen ausgelegt, die man als Leser*in bereitwillig nimmt, um dann aber zu merken, dass das vielleicht dochnicht der richtige Weg ist. Ich habe es sehr genossen zu rätseln, zu überlegen und mich meiner Aufregung bereitwillig hingegeben, als die Handlung immer mehr an Fahrt aufnahm. Für Thriller-Liebhaber ist diese Geschichte definitiv das Richtige, ich kann sie sehr empfehlen!

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